GNTM: Nur meine Professionalität hält die dicken Brocken der Kotze drin

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Jedes Jahr dasselbe Spiel: Heidi Klum veranstaltet eine lustige Fleischbeschau und ruft Deutschlands Mädschen auf, ihre prächtigen Ärsche vorzuführen und dabei gefälligst ihre Hirne zu Hause zu lassen. Und jedes Jahr dasselbe Spiel: Die prächtigen Ärsche sind eher dürre Staksen, besorgte BürgerInnen regen sich darüber auf, dass diese sexistische Klum die armen Mädschen auf ihren Marktwert reduziert, und dass diese lustige Fleischbeschau nichts anderes ist, als eine lustige Fleischbeschau. Tja.

Was man empört anmerken muss: Die Mädschen, denen Heidi Klum und Konsorten da ins Maul (oder sonstwohin) schaut, sind mit dem alljährlichen Fernsehevent aufgewachsen. Für die ist die zehnte Staffel sowas wie DSDS oder Weihnachten. Und Heidi sowas wie Dieter Bohlen oder Jesus. Wie oft hört man in deutschen Kinderzimmern:„Guck lieber in das Buch, das du auf dem Kopf hast, als vor dem Spiegel rumzueiern!“ – „Aber Mama, wenn man zu viel nachdenkt geht man crazy!“ Muss echt super nervig sein, heute einen Teenie zu erziehen. Aber wann war’s das nicht?

Als Heidi mit dem Zirkus angefangen hat, war ich gerade mal süße Siebzehn. Heilige Mutter, war mir die Alte Wurst – ich hatte alle Hände voll damit zu tun, meinen Marktwert in der Realität zu testen, also schulisch und persönlichkeitstechnisch und so. Vielleicht hat sich meine Mutti sogar heimlich gewünscht, Heidi Klum wäre mein Idol. Erst als Fiona, die Oberzicke aus der zweiten Staffel, in unser Nachbarkaff einfiel und die kreischende Mädschenmeute dort eine Hauptstraßenvollsperrung verursachte, kam ich auf den Gedanken, mir das Spektakel mal anzuschauen. Also tat ich das. Ja, und seitdem…

Ist mir die Schose immer noch ziemlich Wurst. Ich hatte auch nie die Idee, selbst mit „Haut als Kleid“ (Zitat Wolle Joop) über den Walk zu trampeln, oder mich zwischen all den angstfeuchten Mädschen auf diesem stinkigen Plastikboden zu räkeln, geschweige denn vor Hayo‘s Visage mein Hinterteil zu schwingen oder mein gebärfreudiges Becken von Übermama Heidi begutachten zu lassen. Nein, ganz und gar nicht. No, whole and cooked not. (GNTM ist gerne mal bilingual, that is more international.)

Deswegen kann ich nicht ganz verstehen, warum besorgte BürgerInnen das Schönheitsideal und Mädchenbild dermaßen fürchten, das die Klum mit ihrer Show kreiert. Die Kritik der Eltern und Sittenwächter hat Heidi aber schon so schwer getroffen, dass sie sich nun in jeder Folge demonstrativ einen Döner reinzieht und sich regelmäßig verschluckt, wenn sie „schlank“ sagt, nur um im nächsten Moment zu betonen, dass Aussehen nicht alles ist, sondern viel mehr das Besondere zählt, also die Aura oder das Sparkle oder wie man das nennen könnte, was auf einem Foto von der Personality so rüberkommt. Achja, und nach der Sexismus-Debatte der letzten Zeit muss man nun auch noch auf Respekt achten, und darauf, dass die Mädschen Gefühle haben. Mist, das ganze Konzept passt gar nicht mehr zusammen.

Heiheihei, das ist heutzutage aber auch schwer, es allen moralisch recht zu machen, wenn man doch nur eine lustige Fleischbeschau veranstalten will. Klar, was da über den Laufsteg stöckelt sind keine Rubensengel, und irgendwie ist es auch nachvollziehbar, dass Wolle bei deren Anblick ständig Unterzuckerungsanfälle bekommt, aber who cares? Es wird eben Germany’s Next Topmodel gesucht, hübsche, schlanke Mädschen mit hysterischer Persönlichkeitsstörung oder dramatischer Lebensgeschichte. Eben Mädschen, die später mal im Backshop bestehen können – keine Männer, keine Alten und keine schönen Elefanten. Da ist Heidi immer noch knallhart: “Schon erstaunlich, was sich so zum Casting meldet.” Und Wolle resümiert die Sendung keck: “Meine Professionalität hält nur die dicken Sachen der Kotze zurück. Das Dünne lasse ich abfließen.”

Trotz der offensichtlichen Nichtigkeit dieser Sendung für mein Leben, für die Gesellschaft, für unser aller Selbstbewusstsein, hab ich nach der ganzen Schreiberei doch mal über meinen Marktwert nachgedacht und über diese ganzen hübschen Mädschen. Ist das also schön? Und was bin ich? Da hab ich mich schon fast ein bisschen hässlich gefühlt, doch dann kam’s wie ein Sparkle über mich: Bastel dir dein eigenes Schönheitsideal! Am besten du nimmst ein bisschen vom jedem Zeitalter, dachte ich mir. Meine Favorites: Die krummen Beinchen des 19. Jahrhunderts, der massige Hintern der Steinzeit, der vorgewölbte Kugelbauch und die kleinen, festen Brüstchen des Barock sowie der Minikopf mit hoher Stirn des Rokoko. Jup, noch ‘ne Mütze drauf und das bin ich! Heidi kann mir gar nix mehr!

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Achja, damit sich die männliche Leserschaft nicht beschwert, hab ich auch noch was für euch gebastelt. Sieht bisschen zusammengeschnippelt aus, aber meinen Photoshop-Skills halten sich eben in Grenzen:

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